T 43 Wer will schon nach Germanien?

Mutter: Wenn du doch in Rom bleiben würdest! Ich habe gehört, dass die gewohnte Lebensweiser der Germanen sich viel von unseren Sitten unterscheidet.
Lucius: Aber ich werde unter Römern leben, weil viele ehemalige Soldaten dorthin geführt wurden! Außerdem sind der Germanen, die an der Donau wohnen, gebildet; denn oft kommen Händler zu ihnen.
Mutter: Aber sag mir: Wer würde denn Germanien, jene rauer Gegend, aufsuchen, nachdem Italien verlassen worden ist, wenn es nicht die Heimat wäre? Nicht nur im Winter ist das Wetter dort schrecklich! Wenn dein Vater doch leben würde, damit er mir hilft! Aber – es gehört sich, dass ich schweige, weil ich eine Frau bin.
Lucius: Alles, was dir in den Sinn kommt, sollst du sagen! Aber auch meine Worte sollst du hören! Ich zweifle nicht, dass ich in dieser Region gut leben kann – beinahe sage ich, dass dort gute Bräuche mehr Einfluss haben, als anderswo gute Gesetze.
Mutter: Die Götter sollen dir alles Gute geben! – Aber höre: Ich habe von einem Händler gehört, dass die Germanen Sonne, Vulkan und Mond als Götter haben, aber von den übrigen Göttern, unsterblichen Göttern, nichts wissen.
Lucius: Wenn du doch diese Händler nicht gekannt hättest! Allerdings habe ich in irgendeinem Buch gelesen, dass die Germanen Mercur verehren …
Mutter: … und ich habe inzwischen gehört, dass sie für diesen Gott Menschen töten und opfern! – Mein Sohn: Wo diese Barbaren leben, da willst du, ein echter römischer Mann, eine gute Ehefrau finden?!
Lucius: Die Frauen sind bei den Germanen in großer Ehre: Sie glauben, dass in ihnen irgendwas heiliges ist und lassen deren Pläne nicht unbeaufsichtigt. Aber lass uns nichts zornentbranntes mehr sagen. Sicherlich werde ich ein freies und gutes Leben in Germanien führen.
Mutter: Mögen die Götter dies zum Guten wenden!